Tag 19: von Colunga nach Villaviciosa (18,4 km = 384,8 km)
Ralf hat heute Geburtstag. Wir haben bereits vorher abgesprochen, dass er über den Tag bestimmen darf. Die Welt liegt ihm zu Füßen: Ab ins Dino-Museum, die Sonne im Park genießen, eine Kneipentour oder „auf Stube“ chillen… Er entscheidet sich fürs Weiterwandern. Also ab nach Villaviciosa…
Wir haben herrliches Wetter und einen entspannten Tag vor uns. Die Landschaft fliegt geradezu an uns vorbei.
Während der ersten Pause mache ich eine kleine Expedition um eine Kirche herum. Dabei trete ich, mit dem rechten Schuh, in ein mittelgroßes Häufchen Stoffwechselendprodukt (an dieser Stelle einen Dank an den Absender; du olles Ferkel!). Gut, es hätte auch ein großer Haufen sein können, so mit um den Schuh herum quillen usw. Also: Glück gehabt.
Kurze Zeit später erspäht Ralf ein Stück Landschaft, dass er durch mich fotodokumentieren lassen möchte. Er hat Geburtstag, also los:
Für das Foto müssen wir den Weg an einer Gabelung verlassen und in eine Art Grundstückseinfahrt laufen. Es ist kein Tor da, also los… Der Weg führt an zwei Häusern vorbei und scheint auf den eigentlichen Weg zurückzuführen. Um nicht zurücklaufen zu müssen, will ich weiter geradeaus latschen. Diese Entscheidung findet ein kleiner Hund, der vor dem Haus pennt, offensichtlich nicht so gut und rennt auf mich los. Er kläfft, rennt weiter und beißt mir ins Bein. Ok, es ist eher ein Zwicken aber ich sehe umgehend ein, eine Fehlentscheidung getroffen zu haben. Wir laufen zügig zurück zum Weg und beschleunigen unser Tempo noch etwas, als der Kumpel des kleinen Kläffers auftaucht: Ein ausgewachsener Kangal-Hirtenhund.
Trotz der Aufregung geht alles gut. Ich habe mich am Morgen übrigens für die kurze Hose entschieden, die lange hätte jetzt sicherlich ein Loch. Also wieder Glück gehabt, 2:0 für mich. Wenig später geht es von der asphaltierten Straße auf einen Feldweg. Dort latsche ich, mit dem linken Schuh, auf ein Fleckchen Beton. Es schmatzt, als ich meinen Schuh herauszog. Der Beton ist frisch und offensichtlich bei Ausbesserungsarbeiten der Fahrbahn übriggeblieben. Falls ihr mal zwischen Colunga und Villaviciosa wandern seid und einen Schuhabdruck am Straßenrand seht, könnte der von mir sein. Ich mag die Vorstellung, daher 3:0.
Wir machen Pause vor einer geschlossenen Herberge. Am Eingang hatten sich Gäste verewigt. Ich auch:
Weiter geht´s nach Villaviciosa, zu unserer heutigen Unterkunft. Ich kann den Namen nicht ohne ein kleines Grinsen aussprechen.
Wir haben ein schickes Hotel am Marktplatz ausgesucht. Vielmehr war es das einzige, das uns angeboten wurde.
Bevor wir das Hotelzimmer beziehen, haben wir uns noch in einer Gaststätte niedergelassen. Dort gibt es (ähhm) Wasser. Eine Taube hat Ralf aufs Hosenbein gekackt. Seine Reaktion: „Hmm, hätte auch auf dem Kopf landen können“. Endstand also 3:1.
Tag 20: von Villaviciosa nach Deva (22,2 km = 407 km)
Gleich geht´s los, ich muss nur noch aus dem Zimmer rauskommen:
Heute ist ein relativ ereignisloser Tag. Ich habe es tatsächlich geschafft, während der Wanderung nur ein Foto zu schießen. Es geht fast ausschließlich auf Landstraßen entlang, streckenweise gibt es keine Seitenstreifen. Wir müssen sehr konzentriert laufen und uns hin und wieder an die Leitplanke drücken. Da bleibt nicht viel Zeit für Fotos oder interessante Begegnungen.
Um dich trotzdem etwas zu unterhalten, werde ich mal von den Wehwehchen auf den Wanderungen berichten:
Zu den Blasen habe ich ja schon ein paar Worte verloren. Hierzu eine kleine Aktualisierung: Gestern musste ich dann doch drei kleine Biester öffnen. An den Füßen kann es aber auch andere Baustellen geben. Die Achillessehne z.B. mag lange Anstiege nicht sonderlich und kann dann schon mal muckern. Bergab kann es zu Schmerzen im Spann kommen. Ist ja auch logisch, das sind keine gewohnten Bewegungsabläufe für einen Berliner, der außerdem 15 kg auf dem Rücken hat. Je nach Neigung des Untergrunds nach rechts oder links, kann es auch auf die Knöchel gehen. Wie gesagt, das ist alles irgendwie normal und unproblematisch. Blöd wird es nur, wenn sich etwas entzündet. Dann muss eine Zwangspause eingelegt werden. Aufpassen musst du auch, wenn du anfängst eine Schonhaltung einzunehmen. Die macht sich innerhalb kürzester Zeit in der Hüfte oder den Knien bemerkbar.
Nach mehreren Wandertagen kommen natürlich auch Muskelschmerzen dazu. Hier kann ich Magnesiumtabletten empfehlen. Das habe ich auf der Wanderung von Berlin nach Weihenstephan herausgefunden. Insbesondere nach kurzen Pausen wieder loszulaufen, war äußerst schmerzhaft und sah bestimmt auch witzig aus. Die Wadenmuskulatur ist übersäuert, der Muskel macht dicht und du stehst blöde da.
Genug gejammert, so eine Weitwanderung ist eben kein Kindergeburtstag. Wir machen uns mittlerweile schon lustig darüber, was nun gerade wieder zwickt oder drückt. Am witzigsten sind die kurzen „Stromschläge“, die uns manchmal durchzucken, wenn eine Sehne im Knie einen Nerv trifft (anders kann ich es nicht erklären). Aber halb so wild, echte Stromschläge an Weidezäunen sind schmerzhafter.
Wir haben wieder Glück und können eine Hütte auf einem völlig überfüllten Campingplatz ergattern.
Tag 21: von Deva (bei Gijón) nach Perán (22 km = 429 km)
Heute geht es zunächst nach Gijón. Das ist eine größere Stadt im hiesigen Fürstentum Asturien. Der Weg führt uns durch einige Grünanlagen und vorbei an alten Gebäuden.
Schnell verliert die Stadt ihren anfänglichen Charme. Der Straßenlärm, die Hektik und architektonische Entgleisungen vermiesen uns den heutigen Tag (zumindest ein bisschen).
Bergauf, bergab geht es weiter. Der Schweiß fließt in Strömen und kaum haben wir den Molloch der Stadt hinter uns gelassen, tauchen Kohleberge vor uns auf. Es handelt sich wohl um einen Verladeplatz für den späteren Weitertransport.
Wir haben für die heutige Übernachtung wieder einen Zeltplatz ins Auge gefasst. Leider ist er geschlossen, also müssen wir etwas weiter zu einem Hotel wandern. Entgegen unserer bisherigen Erfahrungen ist es gut besucht. Wir sind erstaunt: