Tag 29: von Serantes nach Barreiros (21,1 km = 587,3 km)

Nachdem wir die gestrigen Erlebnisse verarbeitet hatten, sind wir heute nach Barreiros gelaufen. Einem Camino-Spezialisten wird auffallen, dass wir in Ribadeo nicht nach Süden gegangen sind, sondern weiter der Küste folgten. Der Camino del Norte biegt nämlich in Ribadeo ab und führt über die Berge nach Santiago.

Wir wollen zunächst nach Foz (genau, haha), dort soll es einen tollen Strand geben, den wollen wir uns anschauen und dann einen Weg nach Süden suchen.

Nach dem kleinen Nervenkitzel sind wir übrigens in Galizien, dem letzten „Bundesland“ unserer Reise. 4 Kilometer vor der heutigen Unterkunft machen wir eine letzte Pause in einem kleinen Restaurant. Die lokale Küche hat sehr gemundet. Ralf wird auf ein Strandfoto an der Wand aufmerksam, dass er zuvor im Internet gesehen hatte. Ich frage die Bedienung, wo es entstanden ist. Sie sagt, dieser Strand sei direkt vom Restaurant in Richtung Meer zu erreichen, also keine 800 Meter entfernt. Die Konversation habe ich übrigens komprimiert. Das tatsächliche Gespräch hatte „etwas“ länger gedauert. Wie auch immer, wir machen uns auf den Weg zum besagten Strand.

Das Markenzeichen des „Playa de Las Catedrales“ sind Felsen, die vom Wasser ausgehöhlt wurden und jetzt aussehen wie Torbögen. Die können wir leider nicht mehr besichtigen, da die Flut bereits eingesetzt hatte. Kein Problem, es ist trotzdem schön. Übrigens haben wir hier erstmals Touristen gesehen. Ich musste um sie herum fotografieren!

Wir sind uns einig, das ist der Strand, den wir eigentlich aufsuchen wollten. Glücklicherweise bemerkte Ralf das Foto im o.g. Restaurant, sonst wären wir wohl vorbeigelaufen… Also dann: Morgen in Richtung Südwesten nach Santiago?!

Es kam anders. Wir treffen in der heutigen Unterkunft ein und werden sehr freundlich von Antonio empfangen. Er ist der Inhaber der Herberge. Er fragt, warum wir nicht in Ribadeo abgebogen sind, wie die anderen Pilgernden. Ich erkläre ihm, dass wir keine Pilgerer sind, sondern einfach wandern wollen. Antonio holt kurzerhand mehrere Landkarten der Region heraus und fängt an, uns die Küstenregion zu erklären. Er erzählt von der keltischen Besiedlung der Region, vom nördlichsten Punkt Spaniens. Es solle auch eine Bank geben, an der Stelle wo der Atlantik das Mar Cantábrico (wie der Spanier zur Biskaya sagt) trifft. Ralf und ich sehen uns an und sagen: „Das machen wir!“ Ohne es zu ahnen, ändert Antonio unsere Pläne.

Tag 30: von Barreiros nach Burela (24,1 km = 611,4 km)

Wir sind froh, nun endlich einen richtigen Plan zu haben. Wir folgen der Küste nach Finisterre und von dort geht es dann nach Santiago de Compostella. Petrus fand die Idee offensichtlich auch gut und begleitete unseren Tag mit schönstem Sonnenschein.

Die Kilometer fliegen dahin, es ist wieder ein schöner Tag am Meer:

Ich hatte bereits von unserem Bahnsteigerlebnis an der R1 berichtet. Diese Bahnlinie scheint ein echter Geheimtipp zu sein. Wer die Küstenregion sehen möchte, aber nicht viel Zeit hat oder nicht so gut zu Fuß ist, sollte diesen Vorschlag in Betracht ziehen!

Nun zu einer alten Keltensiedlung an der Strecke: Castro de Fazouro. Die Überreste des kleinen Dörfchens befinden sich auf einer Halbinsel mit Steilküste. Im Angriffsfall war es dadurch leichter zu verteidigen. Der Feind konnte nur von einer Seite kommen. Blöderweise ist ein taktischer Rückzug somit auch nicht möglich. War das der Grund für die Eroberung der Kelten durch das römische Reich? Wer weiß…

Das ist es für heute. Ich hoffe Du hattest Spaß beim Lesen und bis gleich.