Tag 17: von Barro nach Ribadesella (22,7 km = 344,9 km)

Beim gestrigen Bezug des Luxusressorts bot uns der sehr freundliche Inhaber an, das heutige Frühstück zu besorgen und es uns an die Tür zu hängen. Um ihm keine Umstände zu bereiten, lehnten wir seine Offerte ab. Außerdem wollte ich mir nicht vorstellen, wie Kaffee schmeckt, den man an eine Tür hängen kann. Wir wandern also los, um ein Café auf dem Weg zu suchen. Diese Rechnung hatten wir ohne den Wirt gemacht, es gibt erst nach vielen Kilometern ein geöffnetes Restaurant. So ist das eben in einer Touristenregion ohne Touristen. Aber der Kaffee ist vorzüglich, wir sind uns einig: der beste bisher. Dazu gibt es eine Schinkenplatte, warme Brötchen und sehr leckeres Tumaka (eine Art Pesto aus frischen Tomaten, Olivenöl, Knoblauch sowie etwas Salz und Pfeffer). Mui bien.

Ansonsten gibt es wieder viel Landschaft. Außerdem sind wir, trotz vorhergesagtem Regen, trocken geblieben. Ein schöner Tag!

Ich schweife noch einmal kurz ab, um über die Wahl meiner Schuhe zu schreiben. Für die Wanderung hier in Spanien habe ich mich für leichte Halbschuhe aus Kunststoff entschieden. Auf den ersten Etappen in den Bergen war ich mir nicht sicher, ob es eine weise Wahl war. Das Gelände war teilweise sehr steil und steinig, da sollte man besser knöchelhohe Lederschuhe tragen. Sie geben einfach mehr Halt. Allerdings sind sie schwerer und können am Knöchel scheuern, wenn man mit 6 km/h eine Asphaltstraße entlang rast. Ein weiterer Nachteil meiner Halbschuhe ist, dass sie dem Regen nicht lange standhalten und nass werden. Das bedeutet nasse Socken, welche dann unweigerlich scheuern und zu Blasen führen. Das ist mir vor ein paar Tagen passiert. Zum Glück sind meine Schuhe aber nicht nur leichter, sondern auch flexibler als Lederschuhe. Die Blasen kommen und gehen also fast schmerzfrei.

Die schon erwähnten „Klapperlatschen“ sind Latschen mit dicker Plastiksohle. Quasi Outdoor-Hausschuhe (wenn ich da mal nicht ein neues Oxymoron erfunden habe?!). Sie sind bequem, hilfreich bei Bachdurchquerungen und notfalls ein Ersatz, wenn die Wanderschuhe kaputt gehen oder weg sind. Ist alles schon passiert…

Tag 18: von Ribadesella nach Colunga (21,5 km = 366,4 km)

Nach einem kleinen Frühstück in einem Strandcafé sind wir heute Morgen losgelaufen. Wenn ich „Morgen“ schreibe, meine ich irgendetwas zwischen 10 und 11 Uhr. Wir haben auch keinen Grund früher loszumachen. Die Etappen sind in ca. 4-6 Stunden (reiner Wanderzeit) zu schaffen. Mit den kleinen Pausen sind wir oft zwischen 17-18 Uhr am Tagesziel.

Heute fällt mir auf, dass wir streckenweise durch perfekte Kulissen für Endzeitfilme laufen. Die Strände und Straßen sind oft menschenleer.

Weiter geht´s auf dem Camino (Weg). Ich habe schon berichtet, dass unsere Strecke gesäumt ist von Wegweisern nach Santiago de Compostella. Oft wird eine Muschel gezeigt, sie ist das Symbol des Camino. Viele Strahlen oder Wege führen zu einem Punkt (nach Santiago). Die Zeichen sollten dabei so angebracht sein, dass das Zentrum der Muschel in Richtung Santiago zeigt. Daher hat mich folgender Wegweiser etwas irritiert:

Wieder was gelernt und weiter geht´s… Dass hier Eukalyptus wächst, habe ich ja bereits berichtet. Aber gab es schon eine Nahaufnahme? Ich weiß es nicht:

Pro: Die Bäume wachsen schnell und können den früheren Raubbau am Laubwald, vor allem in Bergregionen, schneller kompensieren. Sie haben einen hohen Wasserbedarf, was vor Überschwemmungen schützen kann. Contra: Die schweren Bodenerosionen. Der Boden muss für die Anpflanzung viele Jahre vorbereitet und tief umgepflügt werden. Das schwemmt die Nährstoffe aus der Erde. Außerdem werden Äste und Laub der Bäume in Bäche gespült und verderben das Wasser mit ihren Ölen.

Wir haben eine kurze Durststrecke. Denn normalerweise kommen wir durch kleine Dörfer, mit der Möglichkeit kurz zu verweilen und eine Hopfenkaltschale zu genießen. Heute lernen wir, dass es auch Dörfer ohne Bierkühlschränke gibt. Dafür gibt es jedoch sehr schöne Wandmalereien:

Hier noch ein paar Schnappschüsse auf dem Weg nach Colunga:

Zurück zum besagten Wegebier (man könnte auch Fußpils sagen): Wir haben bereits einige Stopps auf dem Weg und ich habe das Sozialleben der Spanier etwas untersucht. Vorausschicken möchte ich, dass es „den Spanier“ natürlich nicht gibt, es gibt ja auch nicht „den Deutschen“. Wenn ich es trotzdem verallgemeinern müsste, würde ich sagen: Die Menschen hier sind zwar erheblich lauter, aber dafür um einiges freundlicher als zu Hause (Gut, mit „zu Hause“ meine ich Berlin, dort wurde die Freundlichkeit nicht wirklich erfunden…).

Die Gesprächslautstärke ist wirklich außergewöhnlich. Ralf und ich saßen auf Terrassen von Bars und hörten Stimmen von drinnen, die vermuten ließen, dass sich 10 Menschen oder mehr unterhielten. Es waren meist nur 3… manchmal sogar nur 2 Personen. Trotzdem möchte ich die Freundlichkeit der Menschen an dieser Stelle hervorheben!! Ich hatte bisher keine blöde oder komische Situation. Jeder, wirklich jeder, hat auf unser „Hola“ oder „Buena Sierra“ (gute Säge) freundlich geantwortet. Wann immer ich „Diculpe, ¿Dónde está… (Entschuldigung, wo ist…) oder ¿Puedo comprar cerveza aquí? (Kann ich hier Bier kaufen?) gefragt habe, wurde versucht mir zu helfen. Kleine Anmerkung; Englischkenntnisse sind natürlich gut aber in Spanien kein Garant für eine gelungene Konversation…

Noch eine Beobachtung: Die Spanier und auch Spanierinnen, die wir in Cafés gesehen haben, haben kein Sitzfleisch. Eine Verweildauer von 30 bis 40 Minuten scheint hier angemessen zu sein.

Weiter auf dem Weg erwartet uns folgendes Kunstwerk:

Das war`s für heute. Ich warte jetzt noch auf 0 Uhr, dann hat Ralf nämlich Geburtstag!