Am Ende der letzten Seite hatte ich bereits erwähnt, dass es heute nach beziehungsweise durch Kawasaki gehen würde. So kam es dann auch an Tag 45.

Schon während der Routenplanung vermutete ich, dass Kawasaki der unspektakuläre Nachbar von Yokohama sei. Dieser Eindruck bestätigte sich im Laufe des Tages, denn außer Hochhäusern bekamen wir nicht viel zu sehen. Allerdings möchte ich mir nicht anmaßen ein belastbares Bild von der 140 km^2 großen Stadt zeichnen zu können, nur weil ich einen Tag am Rande durchgelaufen bin.

Diese Fliesen zeigen ein längst vergangenes Gesicht von Kawasaki.
So sieht es heute aus.
Wir sahen viele Baustellen.
Vorbereitungen für zukünftige Projekte konnten wir ebenfalls erblicken. Auch hier ging nix ohne Helm.

In der Nähe der heutigen Unterkunft fanden wir dann ein kleines grünes Fleckchen und genossen dort den restlichen Nachmittag.

Die Rucksäcke waren schneller und schnappten uns die einzigen Schattenplätze weg.

Abends begaben wir uns zur nahegelegenen Unterkunft und wollten das Zimmer beziehen. Dies gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet. Um den Code für das Türschloss zu erhalten, wurde eine App für die online Registrierung angeboten, welche auf keinem unserer Handys funktionierte. Nach zwei anstrengenden Telefonaten zeigte sich eine freundliche Dame der Hotline aber gnädig und rückte den Zahlencode heraus.

Das Zimmer war wirklich winzig und eigentlich schon voll belegt, als wir die Rucksäcke abgesetzt hatten. Daher verzogen wir uns vor die Haustür, setzen uns auf die Treppe an der Straße und wollten den Tag bei ein paar Bierchen ausklingen lassen. Ich drückte gerade eine Zigarette in meinem Wanderaschenbecher aus, als eine Polizistin angeradelt kam. Sie stoppte direkt vor unseren Langnasen und stieg vom Rad. Wir waren verwundert, grüßten dennoch akzentfrei mit „Konbanwa“ (Guten Abend). Im Verlauf der folgenden Konversation mittels Übersetzungshilfe von Google, erfuhr ich, dass hier das Rauchen in der Öffentlichkeit verboten sei. Blöderweise war es in unserer Unterkunft ebenfalls untersagt.

Offenbar hatte sich ein Nachbar beschwert. Wir saßen vor einer erschwinglichen Unterkunft, daher konnte ich verstehen, dass die Nachbarschaft genervt war von lauten Partys vor der Tür. Allerdings fühlten wir uns zu unrecht vorverurteilt, behielten diese Empfindung jedoch für uns. Die Polizistin ging ja nur ihrer Arbeit nach, da benötigte sie sicherlich keine ziellosen Diskussionen.

Ein bisschen witzig wurde es dann aber doch, als sie mir erklärte, dass es einen Bahnhof gäbe vor dem ich rauchen könnte. Dieser befand sich etwa 5 km entfernt. Da musste ich schmunzeln, sie dann auch. Ich kam mit einer mündlichen Verwarnung davon.

Da Bier trinken ebenfalls nicht erlaubt war, beschlossen wir zurück zum letzten Pausenplatz zu gehen, dort gab es keine genervten Nachbarn.

An Tag 46 erwachten wir wie gerädert in der Nichtraucher-Unterkunft. Die Matratzen mussten schon hier gelegen haben bevor das Haus drumherum gebaut worden war.

Gestern hatte sich Ralf um die nächste Unterkunft gekümmert und wurde östlich von Tokio fündig. Meine Aufgabe war es heute, uns möglichst ohne Tokio-Spoiler vom südwestlichen Teil der größten Metropolregion der Welt an deren östlichen Rand zu navigieren. Dies gelang, indem ich ein weiteres Transportmittel zu unserer Liste hinzugefügte, eine Einschienen-Bahn. Hatten wir die schon? Nein, das andere war eine Einschienen-Hängebahn!

Das trauten wir uns dann doch nicht und fuhren weiter mit der Bahn.

Nach der rasanten Fahrt mit einigen äußerst interessanten Schräglagen in den Kurven, gingen wir den Rest des Weges zu Fuß nach Mihama. Danach lümmelten wir ein bisschen am Strand herum und bezogen später unser neues Quartier.

Bevor du fragst: Ich habe auch keine Ahnung was ne Leitplanke am Strand soll!

Hier wollten wir zwei Nächte verbringen, um am Folgetag ohne Rucksäcke die Gegend erkunden zu können.

Da wir heute nicht ausziehen mussten, konnten wir ganz gemütlich beim Frühstück die Aussicht genießen.

Das ist das Stadion des ortsansässigen Baseball Vereins „Marines“. Der Schatten wird übrigens von unserem Hotel geworfen.
Ralf hatte unwissentlich Japans höchstes Hotel für uns gebucht. 150 Meter ragt der Kasten aus dem Boden.

Anschließend machten wir uns auf die Socken, um Tag 47 zu erobern. Es wurde eine entspannte Wanderung in Strandnähe. Wir schöpften Energie und entspannten nochmal, bevor es morgen in den Trubel von Tokio gehen sollte.

Japanisches Blutgras am Wegesrand.
Der prächtige Rabe ignorierte die trächtige Katze.
Eine schüchterne Blauelster.
Die Getränkeauswahl war riesig.
Ein Reiher steht im Pazifik vor der Skyline von Tokio.
Hier nochmal, diesmal aber ohne Reiher.

Wir haben Japans Hauptstad bisher erfolgreich vor uns herschieben können. Morgen ist es aber soweit, wir betreten Tokio und somit das letzte Kapitel unserer Reise.