Tag 25: von Llanorrozo nach Cadavea (20,4 km = 510 km)

Einen der heutigen Höhepunkte kannst Du bereits aus der Tagesüberschrift entnehmen: wir haben die 500 km-Marke erreicht. Ansonsten sind wir froh darüber, dass die spanischen Wettervorhersagen offensichtlich von einer hiesigen Lottogesellschaft gesponsert werden. Wieder wurde uns Regen prognostiziert und wieder kam er nicht. Ich will mich natürlich nicht beschweren!

Da in unserer gestrigen Unterkunft kein Frühstück anboten wurde, müssen wir ein paar Kilometer laufen, um meine auswendig gelernte Bestellung abfeuern zu können. Auf dem Weg zum nächsten Städtchen rutschen wir einen steinigen und sehr abschüssigen Weg herunter. In der Talsohle erwartet uns ein kleines Bächlein.

Nach der kurzen Showeinlage geht es (natürlich) wieder bergauf. An dieser Stelle eine statistische Randbemerkung: Wir haben auf der Strecke von 500 km bereits 8570 Höhenmeter zurückgelegt. Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass Spanien so bergig ist!!

Wir sind heute das erste Mal durchgeschwitzt und erreichen das Örtchen, in dem unser Desayuno (na?… richtig Frühstück) wartet. Vorher begrüßt uns jedoch noch Herr Santiago am Ortseingang:

Auf dem Camino (Weg) findet man immer wieder Steine an markanten Stellen, z.B. auf den Wegweisern oder auf Zaunpfählen. Die Erklärung hierzu ist, dass Pilgernde diesen „Ballast“ von zu Hause mitnehmen und irgendwo auf dem Weg ablegen. Das soll immer dann geschehen, wenn sie sich von einer Sorge oder einem Problem befreit haben. Ich kannte diesen Brauch vor unserem Reiseantritt nicht, hätte auch kein „steinwertes Problem to go“ gehabt und nahm daher einfach einen Stein vom Wegesrand.

Was war sonst noch los heute? Ach ja: Wir machen Pause an einem kleinen Bahnhof. Es gibt eine Bank, das ist schon Grund genug für uns dort „einzukehren“. Während unserer Rast erfahren wir am ausgehängten Fahrplan, dass dort nur einmal am Tag ein Zug fährt. Was soll ich sagen?:

Ansonsten ist nicht viel passiert. Wir kommen wohlbehalten in unserer heutigen Unterkunft an. Der Rezeptionist/Koch/Eigentümer des Etablissements tischt uns ordentlich auf. Es gibt Pilze in Olivenöl und Knoblauch, eigentlich ist es Knoblauch mit Pilzen aber trotzdem sehr lecker. Dann (wir sind eigentlich schon satt) bringt er noch super leckeres Rindfleisch mit Pommes. Er will uns noch Nachtisch bringen, doch wir können uns aufs Zimmer retten und der Völlerei entfliehen.

Tag 26: von Cadavea nach Lluarca (23,1 km = 533,1 km)

Heute Morgen gibt es ein leckeres Frühstück für uns und eine Unterrichtseinheit in spanischer Aussprache für mich. Der Wirt erklärt mir nämlich die korrekte Aussprache des Wortes Naranja (Orange). Es wird etwa so ausgesprochen: „naranCHa“. Denn was wir als „nj“ wie etwa bei „Anja“ aussprechen, wird im Spanischen „ñ“ geschrieben, z.B. bei Niña (kein japanischer Schwertkämpfer, sondern: das Mädchen). Ich werde es bei der nächsten Bestellung ausprobieren. Jetzt aber los…

Heute ist leider wieder kein Tag für schöne Urlaubsfotos, es ist grau und diesig. Dafür ist die Temperatur perfekt zum Wandern.

Der Camino führt uns heute wieder über Landstraßen sowie kleine Wald- und Wiesenwege. In einem Wäldchen entdecken wir einen ehemaligen Friedhof. Wir machen uns auf eine Expedition. Viel gibt es jedoch nicht zu entdecken.

Kurze Zeit später machen wir Rast an einer Kirche namens St. Sebastian. „Der arme Ralf“, denke ich mir. Hier gibt es Städte und Kirchen, die meinen Namen tragen und seinen Namen konnte bisher kein Einheimischer richtig aussprechen…

Wir kommen gegen 16 Uhr in Lluarca an. Die Schreibweise variiert übrigens (Luarca/Lluarca), ähnlich wie in Bilbao (Bilbo). Das liegt an den sprachlichen Unterschieden der autonomen Bezirke. Das ist uns aber egal, wir haben einen Plan: Wäsche waschen ist mal wieder angesagt. Diesmal gibt es keinen Striptease vor der Waschmaschine, denn wir sind nicht allein. Ein Spanier hat den gleichen Plan wie wir. Zu meiner Überraschung spricht er hervorragend englisch, wir kommen alsbald ins Plaudern. Wie ich erfahre, wurde er in Spanien geboren, ist allerdings in England aufgewachsen. Selbst er, Mateo, kann Ralfs Namen erst nach einigen Anläufen aussprechen…

Mit frischer Wäsche im Gepäck machen wir uns auf den Weg zum Hotel.

Tag 27: von Lluarca nach Jarrio (24,6 km = 557,7 km)

Natürlich nicht. Das erste Dörfchen auf dem Weg hatte sich vermutlich nur umbenannt, um ahnungslose Wanderer anzulocken?! Es ist nicht Santiago de Compostela.

Auch heute kann ich Dir leider keine tollen Fotos aus dem sonnigen Spanien anbieten. Ich habe versucht mittels Filter die Stimmung ein wenig aufzubessern:

Nachdem uns seit mehreren Tagen Regen vorhergesagt wurde, hatte Petrus heute tatsächlich den Wasserhahn aufgedreht. Der Bauer freut sich, der Wanderer eher weniger. Der Regen an sich ist ja kein Problem, blöd ist nur, dass die Wege matschig und rutschig werden.

Der Regenschauer ist nach etwa einer Stunde vorbei. Die Pfade bleiben nass.

Ach und natürlich kommen wieder einige Höhenmeter dazu. Captain „Nasser Schuh“ und Häuptling „Wasser im Rucksack“ freuen sich.

Irgendwann kommen wir dann bei Navia an. Unsere Unterkunft liegt noch ein paar Kilometer dahinter. Das nette Städtchen liegt übrigens am gleichnamigen Fluss. Wir müssen vom Höhenniveau der Autobahn herunterrutschen, aber eine Kneipe war in Sicht. Hier ein paar Fotos aus Navia:

Wir machen uns dann auch auf den Weg. Uns erwartet noch ein „dezenter“ Anstieg nach Jarrio.

Der Camino hat noch ein paar Überraschungen für uns vorbereitet:

Es ist aber ein Einsitzer, also nix für uns. Schlaf schön und bis gleich.