An Tag 51 stand wieder ein Hotelwechsel an. Das bedeutete Sachen packen, Rucksäcke schultern und los ins nächste Abenteuer. Zunächst ging es wieder vorbei am Parlament, welches heute für Besucher geöffnet war. Als wir jedoch die wartenden Scharen von Schulkindern vor dem Eingang erblickten, verspürten wir gar kein Interesse mehr an einer Besichtigung.

Hier das Parlamentsgebäude, natürlich habe ich eine Perspektive ohne Schulkinder gewählt.

Am Kaiserpalast hatten wir diesmal mehr Erfolg, wir gelangten zumindest in den Vorgarten und konnten die bescheidene Unterkunft des Tennō erblicken. Vorgestern war der Garten ja für Besucher geschlossen. Es gibt täglich nur zwei einstündige Zeitfenster für die Möglichkeit einer Innenbesichtigung des Palastes. Das erste war bereits geschlossen und auf das nächste am Nachmittag wollten wir nicht warten. Außerdem war ich mir relativ sicher, dass wir mit den Rucksäcken nicht hineingekommen wären.

Spätestens an ihm wäre ich mit Chuck nicht vorbeigekommen.

Wir waren aber gar nicht traurig, immerhin konnten wir heute einen Blick von außen erhaschen.

Eigentlich war es sogar ein gespiegelter Doppelblick.

Die Hauptattraktion des Tages lag jedoch noch vor uns. Ein Baseballspiel der Giants im Tokio Dome. Die Nagoya Dragons waren zu Gast und wir waren sehr gespannt.

Hier ein engagierter Pitcher (Werfer) der Giants.
Der Batter (Schlagmann) haut den Ball (Ball) weit ins Feld (oben links im Bild). Ich wollte dich nicht verwirren aber natürlich wirft der Picher den Ball nicht auf einen Teamkollegen. Die Bildauswahl resultierte aus meinem temporären Lokalpatriotismus für Tokio.

Leider war das Erlebnis nicht annähernd so spannend wie es bei Charlie Sheen und den Indianern von Cleveland aussah. Trotz allem eine interessante Erfahrung, denn ich wusste vor der Reise nach Japan nicht, dass Baseball hier so ne große Nummer ist.

Der Sumō Sport schwächelt hingegen sehr. Immer weniger Japaner sind bereit die enormen Anstrengungen auf sich zu nehmen ein „Sumōtori“ zu werden. Hawaiianer und Mongolen sind mittlerweile sehr erfolgreich in Japan, das führt mehr und mehr zur Abkehr vom einstigen Nationalsport.

Eine Archivaufnahme aus dem Netz.

Nach dem Spiel schauten wir uns Mr. Baseball an. In dem Schinken aus den 90igern entdeckt Tom Selleck die japanische Kultur. Auch wenn uns einige Szenen schmunzeln ließen, weil wir ähnliche Erfahrungen gemacht hatten, war es am Ende doch ein Hollywood Film.

Apropos Fernsehen, in Japan gibt es noch terrestrisches TV, also old school mit Antenne und üblicherweise sind nur 5-6 Sender verfügbar. Auf allen Kanälen gibt es eigentlich die selben Themen: Unangefochten auf Platz 1 steht Essen, gefolgt von Baseball, etwas Sumō sowie durchgeknallten Spielsendungen, die oft aus Wettessen oder Kochwettbewerben bestehen.

Eine ganz normale Sendung gegen 21 Uhr im japanischen TV.
Mein persönlicher Liebling war der uneheliche Sohn von Oliver Kalkhofe und Karl Dall.

Es ist total verrückt was der durchschnittlich doch recht schlanke Japaner alles verputzen kann. Dies fiel uns nicht nur im TV auf. Auch in Restaurants staunten wir nicht selten über die Nachbartische voller Speisen.

Ein Bericht über die georgische Küche.

Natürlich gibt es auch Werbung, lustigerweise oft für Produkte gegen Magenprobleme, vielleicht war es dann doch ein Häppchen Reis zu viel?

Tag 52 sollte uns ganz groß rausbringen. Ähm nein, ganz hoch hinauf bringen. Wir haben den Tokio Skytree, den höchsten Fernsehturm und dritthöchstes Gebäude der Welt erklommen. Nun gut wir mussten den Aufzug nutzen, wie alle anderen auch, somit ist „erklommen“ wohl etwas zu imposant formuliert. Es gibt mehrere Plattformen zu besichtigen, die oberste liegt in 445 Meter Höhe und somit 77 Meter über der Antenne des Fernsehturms in Berlin. Der respektvolle Blick in die Tiefe ließ mich etwas weich werden in den Knien. Leider hat das Wetter nicht so wirklich mitgespielt, daher werden die Fotos diesem einmaligen Erlebnis nicht ganz gerecht.

Trotzdem bekommt man einen guten Eindruck von Tokios Größe.

Der Turm ragt 634 Meter aus dem Boden und ist ein Meisterwerk architektonischer Kunst. Seine Grundfläche ist in gleichschenkliges Dreieck und läuft rund zur Spitze zu. Darauf muss man erst mal kommen.

Mit den Einzelheiten der Querverstrebungen und der Materialbeschaffenheit möchte ich dich nicht … Hallo, bist du noch wach?

Nachdem wir auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt waren verspürten wir ein leichtes Hüngerchen und warfen uns abermals in den Trubel einer Einkaufsmeile. Es herrschte reges Treiben in den Gassen, an den Verkaufsständen und vor den Straßencafés. Mit Touristen beladene Rikschas wurden über den Asphalt gezogen, Mitteleuropäerinnen in Mietkimonos posierten vor Tempeln und schossen digitale Beweisbilder ihrer kulturellen Aneignung.

Angekommen im Hotel verdauten wir den Tag, natürlich bei einer Kochsendung. Diesmal wurde als Nachtisch sogar Deutschunterricht gereicht.

Glücklicherweise hatte Ralf gestern eine bezahlbare Unterkunft für die kommenden zwei Nächte gefunden. Meist war es mein Job die Unterkünfte zu suchen aber gestern hatte ich die Nerven verloren. Ständig wurden mir Hotels angeboten, die dann doch ausgebucht waren oder das Zimmer plötzlich doppelt soviel kosten sollte. Wie auch immer, wir machten uns an Tag 53 wieder auf die Socken.

Irgendwo passt immer noch was hin.
Wahnsinn wie super gepflegt diese Rettungsfahrzeuge aussahen.

Obwohl wir uns nur etwa 5 km nach Norden bewegten, veränderte sich das Stadtbild deutlich. Wir ließen die Wolkenkratzer hinter uns.

Großkelchiges Johanniskraut.

Viel mehr ist heute nicht passiert. Es gab ne schöne Pause in einem Stadtpark.

Dann freundeten wir uns noch mit zwei Raben an. Sie ließen sich sehr gerne ablichten.

Süßes Kerlchen.

Und so ging dieser „rabenschwarze“ Tag zu Ende.