Tag 41: Gestern hatten wir die Idee eine Halbinsel vor den Toren Yokohama’s zu besuchen. Dort wollten wir ein paar Tage herumreisen, leider fanden wir weder bezahlbare Unterkünfte noch irgendwelche Zeltplätze. „Es hat nicht sollen sein, wer weiß wofür es gut war.“ Mit diesem Motto bin ich bisher immer gut gefahren beziehungsweise gelaufen. Wenn uns die Insel nicht haben will, dann eben direkt nach Yokohama.

Das Highlight des Tages ließ nicht lange auf sich warten, wir hatten unsere Premierenfahrt in einer Einschienen-Hängebahn.

Ein wirklich komisches Gefühl wenn plötzlich keine Bodenhaftung mehr zu sehen ist. Wobei diese auch vorher nicht vorhanden war.
Einfahrt in einen Bahnhof.
Hier ein Streckenplan der Japan Railroad (JR). Da musst du ganz schön auf Zack sein, die Stationen werden nur in Kanji angezeigt.

Danach vertrödelten wir noch etwas Zeit in einem Park, bevor wir ins Hotel durften.

Da geht doch was…
Sage ich doch!

Im Hotel angekommen, machte ich mich sofort daran eine Planung für morgen zu schnitzen. Es sollte nicht weniger als ein touristisches Feuerwerk in Japans zweitgrößter Stadt werden.

Ob es mir gelang sollte Tag 42 zeigen. Gleich zum Anfang ging es hoch hinaus. In einer Seilbahn konnten wir uns einen ersten Überblick verschaffen.

Wer sich mit der neueren Geschichte Japans beschäftigt, kommt früher oder später nicht um Cup Nudeln herum. Der Erfinder von Instant Nudeln war nämlich Herr Momofuko Andō. Ihm und seiner Erfindung wurde in Yokohama ein ganzes Museum gewidmet. Völlig zurecht, denn er setzte 1958 in einem kleinen Schuppen seine innovative Idee um und entwickelte eine extrem haltbare Speise. Diese Erfindung sollte kurz darauf die Welt erobern.

Im Jahr des „Feuer-Drachen“ (1976) war die Auswahl noch recht überschaubar.
Das ist nur ein Teil der Auswahl im Jahr des „Holz-Drachen“ (2024).

Nach dieser interessanten Reise durch die Geschichte japanischer Instant-Nudeln führte die Tour weiter am Hafen entlang.

Trotz des bewölkten Himmels war es ein wunderschöner Tag.
Ein engagierter Verkehrslenker.

Das „Backstein-Warenhaus“ war der nächste Stopp auf der selbst geplanten Tagestour. Es war zwar beeindruckend, wie viele Krimskrams-Läden in das dreistöckige Lagerhaus passten, aber ich bemerkte einen Planungsfehler, denn 100 % der Teilnehmer meiner Tour waren Männer. Da sich unser Interesse an Schmuck, Hygieneartikeln, Süßwaren und Klamotten in Grenzen hielt, griff ich in meiner Rolle als Tourguide ein und brach den Aufenthalt im Shopping Tempel ab.

Nachdem wir den Schreck bei einer lokalen Hopfenkaltschale verdaut hatten, konnte die Tour durch Yokohama weitergehen. Entlang an der Hafenkante war das nächstes Ziel ein schöner Park. Hier wollten wir etwas schlendern und die Seele baumeln lassen. Dort liegt auch ein Museums-Dampfer (Baujahr 1930) vor Anker und war als optionales Highlight vorgesehen.

Auf dem Weg zum besagten Park bemerkten wir schnell, dass es ein schlechter Tag für nen gemütlichen Parkspaziergang war. An diesem Wochenende war Yokohama nämlich Veranstalter der „2024 world series triathlon championship“. Der Zieleinlauf war passenderweise genau in dem Park, welchen wir Dank meiner Planung aufgesucht hatten. Jetzt hieß es wieder mal flexibel bleiben. Wir nahmen sozusagen ein Bad in der Menschenmenge und ließen uns von der Volksfeststimmung begeistern.

Hinter dem Rücken hielt ich Ralfs Bier. Er traute sich nicht es kurz abzustellen, da zu viele durstige Sportler unterwegs waren.

Kurz vor dem nächsten Stopp gab es eine Überraschung. Ich hatte schon vor einiger Zeit über die japanische Rock’n’Roller-Szene gelesen und plötzlich war sie da.

Tanzwütige Rockabillys und Bellas unterhielten geneigte Beobachter mit ihren eigenwilligen Choreografien zu erstklassigem Sound aus den 50igern.

Nun aber hoch hinauf über die Dächer von Yokohama.

Die Stadt ist sehr beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt, dass sie Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein kleines Fischerdorf war.

Was ich nicht alles durchgemacht habe, um dich zu unterhalten …

Als letzter Punkt stand ein Besuch in Japans größtem Chinesenviertel auf dem Programm.

Dicht an dicht drängten sich kleine Restaurants und umwarben ihre Speisen mit Leuchtreklame sowie den unterschiedlichsten Gerüchen. Wer hungrig aus Chinatown in Yokohama kommt hat definitiv was falsch gemacht.
Ein beeindruckender Tempel Made in China.
Ein Palasttier kaut auf nem Stein herum.

Auf dem Weg zum heutigen Hotel lag das Yokohama Stadion und wie der Zufall es wollte, gerieten wir in die Abstromphase eines Baseball Spiels.

Ein langer Tag ging zu Ende und zwei zufriedene Reisende fielen in ihre Betten.

Am 43ten Tag der Reise fügten wir „Wanderer“ noch eine Fahrt mit der U-Bahn zur Liste unserer Fortbewegungsmittel hinzu. Besagte Liste: Flugzeuge, Shinkansen, Regionalbahnen, Busse, Ladefläche eines Pickup, Seilbahn, eingleisige Hängebahn und U-Bahn. Aufzüge und Rolltreppen nutzten wir nur wenn es keine Alternative gab.

Ein verspiegelter Handyschnapsschuss aus der U-Bahn.

Es war ein regenreicher Tag, daher plante ich einen Besuch im Yokohama Geschichtsmuseum. Den Plan hatte ich allerdings nicht mit den Betreibern der örtlichen Bildungsstätte abgesprochen, denn Montags (und das war heute) haben sie nicht geöffnet. Somit vertrieben wir uns die Zeit in einem Einkaufszentrum für Elektrotechnik.

Wollten wir einfach nur durch das Fachgeschäft schlendern? Nein, wir hatten ein Ziel. Denn in den Bergen nach Kyoto verloren wir nicht nur das Interesse am Tokai Nature Pfad, sondern Ralf auch eine Objektivabdeckung. Hier schien der perfekte Ort für einen Neuerwerb zu sein. Dem war auch so, es gab Kameras inklusive Zubehör, Staubsauger, Wasserkocher, Fernseher, intelligente Toiletten und einfach allet …

Sogar Teleleskope mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten waren verfügbar.

Ansonsten war heute nicht viel los. Ich hatte abends viel Zeit den Blog fortzuführen. Da die Überschrift aber „Yokohama“ lautete, wollte ich den Museumsbesuch, der morgen natürlich nachgeholt werden würde, noch mit einfügen.

Wie versprochen, hier Tag 44: Das Museum für Geschichte befasste sich leider generell mit der Geschichte Japans. Ich hatte mit einer etwas spezifischeren Ausstellung über Yokohama gerechnet. Trotz allem war es ein interessanter Besuch.

Nach dem Museum machten wir uns auf den Weg nach Norden, zur Stadtgrenze von Kawasaki. Wir folgten einem kleinen Flüsschen und erfreuten uns an der Autofreien Straße.

Der Tsurumi Fluss.
Heimat dieser Fleckschnabelente mit Nachwuchs.
Dass es hier Tapire geben soll, konnte ich allerdings nur schwer glauben.
In Japan gilt Helmpflicht. Sieht etwas merkwürdig aus aber man weiß ja nie.
Da ich keinen Helm trug, machte ich mich nach dem Schnappschuss zügig aus dem Staub.

Wie du vielleicht schon bemerkt hast, war heute nicht viel dabei worüber sich zu schreiben lohnt. Kurz vor Ende der heutigen Wanderung vernahmen wir wunderschöne Balzgesänge und konnten sogar den Urheber erspähen.

Ein chinesischer Hwamei, zu deutsch: Augenbrauenhäherling. Es handelt sich aber eigentlich um eine melodiöse Lachdrossel.
Wie auch immer, der kleine Hahn trällerte mit voller Hingabe.

Das war der heutige Tag und damit ist das Kapital in Yokohama abgeschlossen. Noch kurz für alle Zahlenmenschen: Wir haben 532 km und 9524 Höhenmeter auf dem Tacho. Natürlich sind das nur die selbst zurückgelegten Meter. Ich muss mich jetzt noch mit dem weiteren Reiseplan beschäftigen und sage daher „Tschüss“.