Tag 33: Das Wetter war heute wieder prächtig. So beschlossen wir der Halbinsel wandertechnisch nochmal eine Chance zu geben. Gleich zum Anfang wurden wir für unseren Entschluss mit einem herrlichen Strandspaziergang entlohnt. Es tummelten sich dutzende Surfer auf ihren Boards. Gut, eigentlich lagen sie nur auf ihren Brettern im Wasser, einen richtigen Wellenritt konnte ich nicht beobachten. Da ich selbst noch nie auf so nem Brett gestanden habe, halte ich mich an dieser Stelle aber vornehm zurück.

Die schwarzen Pünktchen im Wasser sind die Liegend-Surfer.
Wusstest du, dass es Bretthalter für Motorräder gibt? Ich nicht.

Die erste Pause machten wir in einem Surfer Café. Es gab frisch (aufgetauten) Orangensaft und Kaffee. Gleich danach besichtigten wir einen Tempel auf der anderen Straßenseite.

Danach war es vorbei mit Strandspaziergängen, die Leitplanke hatte uns wieder. Nachdem wir uns um einige knifflige Kurven geschlichen hatten vernahmen wir lautes Geschrei. Das waren definitiv keine Vögel, außerdem raschelte und knackte es im Wäldchen neben uns. Es war eine waschechte Affenschlägerei. Wir konnten einige der Protagonisten in den Bäumen erblicken. Sie waren leider viel zu schnell für eine Fotodokumentation unsererseits. Auch wenn ich keine Beweis Bilder beibringen kann, war es ein unvergessliches Erlebnis.

Nach dieser interessanten Unterbrechung ging es weiter auf einer schmalen Straße entlang am Pazifik. Die Strecke schlängelte sich über einige Berge und leider auch durch Tunnel. Beide waren definitiv nicht ausgelegt für Wanderer.

Wir kamen aber wohlbehalten in einem kleinen Park an. Diesen hatten wir als unser heutiges Nachtlager auserkoren. Noch waren viele Parkenthusiasten vor Ort, doch die Reihen lichteten sich zusehends. Unser Plan schien aufzugehen. Wir schlugen die Zelte im Schutze der Dunkelheit auf. Hier noch ein paar Schnappschüsse des heutigen Tages:

Ein Schneckenhaus im Wald.
Lustige Baum Pilze.
Hier hatten wir mal richtig viel Platz zum Flanieren.

Tag 34: Gegen 06:00 Uhr wurden wir zärtlich geweckt durch mehrfache „Ohayō, gozaimasu“-Rufe der örtlichen Polizei. Es fällt schwer an ein Zelt zu klopfen, daher war es vermutlich die höflichste Art uns zu wecken?! Ralf verlor zuerst die Nerven und streckte den Kopf aus seinem Zelt. Die anschließende Konversation war kurz aber stellte klar: Wir sollten uns vom Acker machen. Gesagt, getan. An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, dass die Cops wirklich entspannt und freundlich waren.

Bevor wir die heutige Tagesplanung finalisierten, suchten wir einen Supermarkt auf. Dort gibt es alles, was das Wanderer Herz erfreut: Toiletten, Geldautomaten, warmen Kaffee, frisches Sushi, kühle Smoothies, an der Kasse gibt es warme Snacks, wie zum Beispiel eine Art Kartoffelpuffer und die meisten Märkte sind sogar 24/7 geöffnet. Das nenne ich mal nen Supermarkt! Leider hatten wir in unseren nunmehr 5 Wochen in Japan erst zweimal das Vergnügen eine Sitzgelegenheit vor dem Eingang vorzufinden. Ich meine eine richtige Bank. Gesessen haben wir natürlich trotzdem vor den Märkten, dann aber auf unseren Isomatten und hatten leider oft brummende Kühler oder stinkende Auspuffrohre vor der Nase. Hier zeigte sich dann doch eine rebellische Seite der sonst so achtsamen Japaner. Mehrfach sahen wir Schilder mit der Aufforderung den Motor abzustellen während des Verweilens auf dem Parkplatz. Doch diese wurden vermutlich eher als Empfehlung ausgelegt.

Wie dem auch sei, heute war einer der besagten Tage, wir hatten eine Bank und fühlten uns wie zwei Könige. Während des Frühstücks kam einer der Polizisten vom „Zeltplatz“ auf seiner Fußstreife an uns vorbei. Er erkannte uns auch und bedankte sich für unsere Kooperation. Es folgten, bereits obligatorisch gewordene aber liebgewonnene, Verneigungen. Unsere fielen diesmal nicht so ausschweifend aus, das geziehmt sich nämlich nicht für Könige.

Izu ist wirklich schön aber gestern mussten wir erneut feststellen, die Halbinsel ist nix für Wanderer und nicht für Camper mit Zelten ausgelegt. Heute sind wir also wieder mit den Öffis gefahren und hatten zuvor ein Mietdach reserviert. Übrigens war es bisher immer super ruhig in den Bussen oder Bahnen. Kein lautes Geplapper und schon gar keine Brülltelefonate, äußerst angenehm.

Das ist Izu. Wir befanden uns logischerweise am roten Fläggchen.

Angekommen an einer sehr touristischen Ecke am Ippeki-See bei Yoshida, mussten wir uns die Zeit vertreiben, bis wir das Hotelzimmer beziehen durften. Daher schlenderten wir circa 3 Stunden durch die Gegend. Punkt 15 Uhr standen wir vor dem Gebäude ohne Rezeption. Glücklicherweise hörten wir eine Reinigungsfachkraft in einem der Räume. Glaub es oder nicht, ich konnte der älteren Dame erklären, wer wir sind, dass ich ein Zimmer reserviert habe und dieses dann nach einer Kurzeinweisung beziehen. Lief super und komplett ohne Übersetzungshilfe per Telefon. Ich musste grinsen und erinnerte mich plötzlich an eine meiner ersten Konversationen im Supermarkt in Osaka: „Arigatō, Samurai.“ Wobei ich natürlich „Sayōnara“ sagen wollte.

Die heutige Foto Ausbeute war mager:

Das war nicht der Ippeki-See, sondern sein schönerer Nachbar.
Das ist er, allerdings aus der Ferne.
Weiß ick auch nicht.

Tag 35: Nach einem kurzen Fußmarsch ging es mit Bus und Bahn weiter gen Norden. Die Halbinsel war nun fast umrundet und wir hofften bald wieder wanderbare Gegenden erkunden zu können. Heute war nicht viel los. Ich fasse die Highlights mal zusammen:

Ein ganz normales Reisfach im japanischen Supermarkt. Das sind übrigens 5 kg Säcke.
Eine UFO Sichtung.
Jetzt mit Zoom.
Ein Sheltie-Taxi, das schien wohl Frauensache zu sein. Der feine Herr schleppte immerhin schon die schwere Tasche.

Nun aber ab ins Gästehaus und aus die Maus. Ach nein, heute musste ich ja noch den Reiseblog weiterschreiben.

Die Unterkunft befand sich nur 2 km vom Strand entfernt. Das kann in Japan schnell mal zwei, dreihundert Höhenmeter bedeuten.

Wir erreichten durchgeschwitzt unsere Unterkunft. Nach einer Dusche machte ich mich ans Werk und wollte die vergangenen drei Tage literarisch in Form gießen. Hierzu setzen wir uns in den sonnigen Vorgarten. Nach und nach trudelten noch andere Gäste ein. Als die Vermieter begannen weitere Tische und Stühle in den Garten zu stellen und dann auch noch Grillgeräte aufbauten, ahnte ich bereits, dass wird heute nix mit dem Blog. Es kam wie „befürchtet“, wir wurden Teil der Barbecue-Veranstaltung. Zuerst nahm ein etwa 5jähriger Junge Tuchfühlung zu uns auf und präsentierte stolz seinen Spielzeug Truck. Er zeigte mir jedes einzelne Rad und im Fahrzeug war sogar noch ein Mini-Nissan geparkt. „Subarashī“ (toll). Dann erzählte er etwas, was ich leider nicht verstand. Ich verdeutlichte meine Misere indem ich auf mein Ohr zeigte und den Kopf schüttelte. Der schlaue Bengel wiederholte daraufhin seinen Satz und sprach diesmal etwas lauter. Logo, ich hätte nicht auf mein Ohr, sondern auf mein Gehirn zeigen sollen. Seine Eltern amüsierten sich prächtig über unsere Konversation und bald darauf flogen ein paar Drinks auf unserem Tisch ein. Danach gegrillte Süßkartoffeln und dann wieder Alkohol. Da kann man nichts machen, meine Schreibarbeit blieb liegen. Es war ein sehr lustiger Abend.

Ein Staatsanwalt wurde etwas handgreiflich.

Am 36ten Tag erwachte ich mit einem kleinen Kätzchen. Das soll angeblich ein Zeichen für ein gelungenes BBQ in Japan sein, na dann hatte ich ja alles richtig gemacht.

Noch ein Foto von der Unterkunft und dann los.

Wir machten uns auf den Weg nach Atami. Gleich nach Verlassen der Bahnhofshalle befanden wir uns in einer belebten Einkaufsstraße, dort boten Händler allerlei Waren feil.

Dieser Süßwarenstand zog besonders viele Endverbraucher an.
Hier war eher wenig Andrang.
Diese Kneipe öffnete die Tür nur in der Zeit von 18-22 Uhr. Was muss da wohl los sein, wenn der Inhaber in 4 Stunden einen halbwegs rentablen Tagesumsatz einfährt?

Wir verbrachten ein paar Stunden am Strand. Komischerweise habe ich dort kein Foto gemacht, er hatte aber auch keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Dieser Baum erweckte jedoch mein Interesse. Es handelte sich um eine Coast Banksia, somit war doch noch ein bisschen Strand- bzw. Küstenfeeling dabei.
Das stellte eine Szene aus einem (angeblich) bekannten Roman nach, der in Atami spielte. Vor lauter Empörung über den Unhold, hatte ich weder Titel des Werks, noch den Namen des Autors notiert.
Diese Gasse war wohl kein touristisches Highlight, sie führte uns aber zur heutigen Unterkunft.
Ein Blick von etwas weiter oben. Super schön fand ich es allerdings nicht, das betonierte Touristen-Städtchen.
Unser Zimmer war klein, hatte aber schöne Panorama Fenster.

Morgen geht die wilde Reise weiter. Bis dahin verbleibe ich mit lieben Grüßen und bedanke mich für dein Interesse.