Tag 14: von La Iglesia (Enrico war nicht da) nach San Vicente (19,1 km = 278,1 km)

Hola Amigo. Vom Zeltplatz in La Iglesia, das bedeutet „die Kirche“, geht es heute weiter an der Küste entlang. Auch auf die Gefahr hin, dass du bald keine Meerfotos mehr sehen kannst, kommen hier welche:

Gestern Abend haben wir gesehen, dass es heute am Rande eines Nationalparks entlang gehen wird. Es gibt auch einen Weg hindurch, der parallel zu unserer eigentlichen Strecke verläuft. Perfekt: wir sind gespannt. Vorher gibt es noch eine kleine Pause mit schöner Aussicht. Leider gibt es dort keine Sitzmöglichkeit, sonst hätten wir länger verweilt.

Nun aber zum besagten Nationalpark. Es ist zwar ein großes Wort für die kleine Ecke Landschaft, die wir zu sehen bekamen, aber es ist wirklich außergewöhnlich schön.

Wir kommen durch das Städtchen Comillas. Der Marktplatz ist wunderschön, es gibt überall alte Gebäude. Leider ist heute Markttag. Die Zelte, in denen man allerlei Klimbim kaufen kann, verschandeln die Aussicht dermaßen, dass ich mich weigere dort Fotos zu machen. Ein Bier gibt es trotzdem während einer kurzen Pause.

So, nun aber endlich zur Erklärung der Etappenbezeichnung:

Der Rest des heutigen Weges führt (Wen wundert`s?) weiter am Meer entlang…

Nun wird es langsam Zeit ins Bett zu gehen, daher noch zwei Fotos unserer heutigen Unterkunft:

Tag 15: von San Vicente nach Buelna (22,1 km = 300,2 km)

Verglichen mit der Wanderung nach Weihenstephan (652 km in 19 Tagen), sind wir diesmal in sehr entspanntem Tempo unterwegs. Wir haben ja Zeit! Trotzdem ist die 300 km-Marke gefallen … Los geht´s zum heutigen Tag:

Heute wollen wir die Grenze von Kantabrien nach Asturien überschreiten. Ich habe bereits geschildert, dass wir uns nicht sicher sind bezüglich der Überquerungen der Provinzen. Unser Schlupfloch war jedoch, dass der Transit zu einem Ziel wohl gestattet ist. Wer soll uns also einen Strick daraus drehen, dass die Durchreise nach Finisterre unser eigentliches Ziel ist?! Gesagt, getan, wir machen es.

Kurz nach dem letzten Schnappschuss machen wir eine ähnlich lange Nase, denn es ging gefühlte 91° einen Berg hinauf. Oben angekommen, werden wir aber mit einem andächtigen Rastplatz belohnt.

In dieser Pause suchen wir nach der heutigen Unterkunft. Wir wollen uns zwei Zeltplätze näher ansehen, die sich etwa 7 km vor uns befinden sollen. Das haben wir dann auch gemacht, allerdings nur von außen. Sie waren nämlich geschlossen. Ähnlich wie in Deutschland, gibt es hier wohl unterschiedliche Bestimmungen im Umgang mit der momentanen Situation?! Der kleine Umweg hat sich dennoch ein bisschen gelohnt:

Wir werden dann doch fündig und können ein Zimmer in einer Pilgerunterkunft ergattern. Wobei „ergattern“ das falsche Wort ist, denn wir waren die einzigen Gäste. Dennoch haben wir Glück, da die Unterkunft über ein Restaurant verfügt und daher überhaupt so (irgendwie) geöffnet ist. Die Leute in der Unterkunft sind super lieb, leider komme ich total an meine sprachlichen Grenzen. Die Konversation läuft zunächst ausschließlich in spanischer Sprache und das Sprechtempo der Hausdame macht mich schwindelig. Glücklicherweise taucht später noch ihr Sohn auf. Er spricht englisch. Von ihm erfahre ich, dass wir die ersten Pilgerer in der Unterkunft sind. Eigentlich die Ersten, die er dieses Jahr überhaupt gesehen hat.

Tag 16: von Buelna nach Barro (22 km = 322,2 km)

Nach einem super Frühstück in der Unterkunft wandern wir los. Das erste Highlight des Tages erwartet uns nach 7 km, während der ersten Pause. Am Wegesrand befindet sich nämlich eine Sidreria, das klingt interessant …

Heute haben wir (ausnahmsweise) einen Plan. Wir wollen in Llanes ein Waschcenter aufsuchen. Falls du dich wunderst, nein, es war nicht die erste Waschmaschine auf unserer Reise. Die Zeltplatzsituation des gestrigen Tages hat uns allerdings gezwungen neue Wege zu beschreiten. Zur kurzen Erklärung: Auf Zeltplätzen gibt es Waschmaschinen, in Hotels eher nicht…

Wir legen einen kurzen Striptease im Waschcenter hin, weil wir alle Schlüppis waschen wollen. Hast du dir schon einmal ne warme Unterhose angezogen? Wahnsinn!!

An dieser Stelle möchte ich ein paar Worte über meine Bekleidung verlieren. Für die 6 bis 8 Wochen habe ich Folgendes eingepackt: Eine kurze und eine lange Hose, einen Gürtel, zwei Unterhosen, drei Paar Socken, zwei T-Shirts, ein Kurzarmhemd, ein Langarmshirt, ein Basecap, eine Softshelljacke und ein Regencape. Natürlich auch ein Paar Wanderschuhe und ein Paar „Klapperlatschen“ (Crocs o.ä.). Ich bin übrigens echt begeistert von Merinowolle!! All die schnelltrocknenden und feuchtigkeitsabweisenden Plastikklamotten können einpacken!! Ich habe den Langzeittest gemacht und bin begeistert. Wer schon mal mehrere Tage (warum auch immer) ein verschwitztes Shirt anhatte, wird mir zustimmen: Es stinkt!! Merinowolle nicht. Selbst die Socken können sich noch nach mehreren Tagen sehen (bzw. riechen) lassen.

Im Spanischen befindet sich, neben dem eigentlichen Fragezeichen am Ende des Satzes, noch ein umgedrehtes am Anfang. Das sieht ungewohnt aus und lädt zum Schmunzeln ein. Aber eigentlich ist es eine gute Idee. So wird dem geneigten Leser zeitnah mitgeteilt, dass es sich um einen Fragesatz handelt.

Heute wollten wir eigentlich beim „Old Seaman“ in Celirio einkehren. Der hatte wohl andere Pläne und ließ unsere Reservierung unbeantwortet. So sind wir kurzerhand noch 2 Kilometer weiter gelaufen und in einem exklusiven Strandresort gelandet. Hier werden Ferienwohnungen für den gehobenen Geschmack angeboten. Es gibt weit und breit keine Alternativen und wir haben frische Unterwäsche an, warum also nicht?!…