Tag 40: von Betanzos nach Mesón do Vento (24,3 km = 797,5 km)
Wir sind schon 40 Tage unterwegs. Aber das ist nur eine Zahl ohne große Aussagekraft. Wenn wir uns an Ereignisse der ersten Wochen zurückerinnern, kommt es uns so vor, als wäre es ewig her. Zurück zum heutigen Tag. Die Wetterfee ist momentan wohl etwas schlecht gelaunt, es regnet. Also Regencape raus und Kamera weg. Noch in Betanzos erwartet uns ein Berg. Nach den ersten 140 Höhenmetern des Tages sind wir schön nass, über und unter dem Cape. Es ist perfektes Erkältungswetter, wir haben aber keine Zeit für Schnupfnasen, also beschließen wir einfach, nicht krank zu werden. Bisher klappt es gut.
Der Tag ist dann relativ ereignislos. Ein paar Anstiege und Regenschauer.
Circa 3 Kilometer vor dem Tagesziel kehren wir in einer Pilgergaststätte ein. Zu unserer Verwunderung treffen wir 4 portugiesische Wanderer. Sie starteten vor 3 Tagen in Ferrol und wollen den Camino Ingles laufen. Auf diesem Camino befinden wir uns auch gerade. Sie sind erstaunt und etwas neidisch darüber, dass wir seit 6 Wochen unterwegs sind. Sie haben nur eine Woche Zeit für die etwas über 100 km von Ferrol nach Santiago.
An dieser Stelle wird mir klar, wie der Pilger aus Santander auf seine ganzen Caminos gekommen sein könnte. Es gibt ja nicht nur die beiden langen Wege. Sobald man mehr als 100 km von Santiago de Compostela startet, ist es ein abgeschlossener „Camino“.
Ich bin erfreut über die super Englischkenntnisse der Portugiesen. Bisher hatte ich in Spanien wenige Gelegenheiten für eine richtige Konversation. Einer der Herren erklärte mir, dass es am Fernsehen liegen könnte. In Spanien werden alle Filme und Serien synchronisiert. In Portugal gibt es nur Untertitel, da lernt man die Sprache eben.
Es ist ein tolles Gespräch, wir werden auf ein Bier eingeladen und revanchieren uns natürlich. Um nicht in der Kneipe zu versacken, laufen wir dann irgendwann weiter. Ich ärgere mich ein wenig darüber, dass ich kein Foto gemacht habe. Es waren echt sympathische Kerle und wir bekommen eine Ahnung vom eigentlichen Camino-Feeling.
Tag 41: von Mesón do Vento nach Oroso (0 km = 797,5 km)
Heute ist Herrentag und es regnet wieder. Also gibt es für uns nur eine Wahl: Ein Bus nach Oroso. Der engagierte Fahrer sorgt allerdings dafür, dass wir erst 1,6 km hinter dem Hotel aussteigen dürfen. So bekommen wir zumindest einen Eindruck davon, wie ein Regenwandertag ausgesehen hätte.
Wir beziehen unser Zimmer und freuen uns darüber, nicht wieder im Regen wandern zu müssen. Heute hat es richtig gegossen (die armen Portugiesen). Es gibt ein fulminantes Abendessen vom Indoor-Grill. Danach telefonieren wir noch mit ein paar Trunkenbolden in der Heimat und prosten uns gegenseitig zu. Ein fantastischer Tag!
Tag 42: von Oroso nach Santiago de Compostela (22,7 km = 820,2 km)
Wie bereits erwähnt, ist Santiago de Compostela das Ziel der Begierde hunderttausender Pilger jährlich. Dort endet ihre beschwerliche und oft schmerzhafte Reise. Für uns ist es „nur“ ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Kap Finisterre.
Apropos: Ralf hat vor ein paar Tagen herausgefunden, dass das Kap Finisterre nicht der westlichste Punkt Festlandspaniens ist. Es ist nämlich eine Landzunge nördlicher, am Kap Touriñán. Also ändern sich unsere Pläne wieder ein wenig. Wie auch immer, heute steht Santiago an.
Der letzte Teil des Weges nach Santiago war schön aber unspektakulär.
Ich hatte bereits geschrieben, dass es hier viele Grundstücke gibt, die zu verkaufen sind. Wir haben auch sehr viele Bauruinen gesehen. Leider konnten wir den Zeitpunkt des Baustopps nie genau einordnen.
Wie gesagt, die steinernen Kilometerzähler werden einstellig. Wir sind also in Santiago. Es ist eine wirklich schöne Stadt. Die historische Altstadt ist voller Kirchen, Kapellen und anderer Sehenswürdigkeiten.
Der Knaller ist natürlich die Kathedrale von Santiago. Sie ist der Anlaufpunkt und das Ziel der Pilger.
Langsam wird es aber Zeit fürs Bettchen. Zum Glück haben wir es nicht weit, unsere spärliche Unterkunft befindet sich nur 300 Meter vom „Place to be“.