Tag 24: von Aronces nach Llanorrozo (16,4 km = 489,6 km)
Gestern Abend sagte der Wetterbericht für den heutigen Tag ab ca. 15 Uhr Regen voraus. Wir entschieden, das heutige Tagesziel möglichst trockenen Fußes zu erreichen und wählten eine moderate Entfernung. Die Strecke wurde, aufgrund der Höhenmeter, trotzdem sehr schweißtreibend.
Das wissen wir beim leckeren Desayuno (Frühstück) aber noch nicht und sind bei bester Laune. Unsere Bestellungen sehen übrigens folgendermaßen aus: Dos cafés con leche (zwei Kaffee mit Milch) y dos zumos de naranja (und zwei frisch gepresste Orangensäfte) y poco manjare, por favor (meine freie Wortwahl für „etwas Kleines zu essen“ und „bitte“, so viel Zeit muss sein). Oft werden wir dann aufgefordert, an den Tresen zu kommen und uns selbst etwas auszusuchen. Dann kommt die gute alte „mit-dem-Finger-bestellen-Nummer“.
Jetzt aber los. Nein doch nicht. Kurzer Foto-Stopp:
Kurz darauf bekommen wir den Tipp des Tages. Ich grüße zwei ältere Damen an einer Bushaltestelle, sie grüßen lächelnd zurück. Vor uns befindet sich eine Gabelung ohne Wegweiser. Auf Ralfs GPS scheint der linke Weg etwas kürzer zu sein und später auf den anderen Weg zurückzuführen, also los. Eine der Frauen ruft uns jedoch hinterher, gestikuliert und zeigt auf den anderen Weg. Mhh, aber das GPS… sie beharrt darauf, also folgen wir dem Weg ihrer Wahl. Etwas später stellen wir fest, dass wir tatsächlich auf beiden Strecken angekommen wären, allerdings hätten wir DAS verpasst:
Bei genauerer Betrachtung des Fotos der Bucht sieht man am linken Rand eine Holzbrücke. Diese führt zu einer Strandbar und zur ersten Pause des Tages.
Nach einer kurzen Apfelschaumwein-Pause und einem letzten Foto der Bucht geht es weiter:
Der Weg führt uns durch ein kleines Urwäldchen, über tolle Holzpfade und vorbei an drei Frauen mit drei Hunden:
Nun liegt der schweißtreibende Teil des Tages vor uns. Wir machen in der Mittagshitze circa 100 Höhenmeter, auf einer Strecke von 1200 Metern. Um das mal bildhaft zu erklären:
Wir sind nicht abergläubisch, trotzdem verkneifen wir uns mittlerweile Aussagen wie: „Die nächste Bank ist unsere“. Spätestens drei banklose Kilometer später bereuen wir den Ausspruch. Blöd kommt auch, auf einer Landstraße zu sagen: „Zum Glück fahren hier keine Busse“.
Kurz vor unserem Tagesziel laufen wir schwitzend und erschöpft durch ein kleines Örtchen namens „Ich weiß es nicht mehr“. Dort stoppt eine Streife der Guardia Civil etwa 20 Meter vor uns. Drei Polizisten steigen aus und ich weiß, sie wollen uns überprüfen. Das machen sie auch. Ein freundlicher Polizist begrüßt uns und fragt, ob wir auf dem Camino unterwegs sind. Ich staune über meine mittlerweile erworbenen Kenntnisse der spanischen Sprache und antworte mit „Sí“. Dann wird es etwas holprig und ich wechsele ins Englische. Er will unsere Ausweise sehen, fotografiert sie und fragt nach den Namen unserer Eltern. Haha, ich fühle mich, als wäre ich 12 Jahre alt. Aber das gehört hier vermutlich zur Identitätsfeststellung dazu?! „Mutti, falls du Post bekommen solltest: Ich war es nicht!“ Aber das war es schon. Der Polizist wünscht uns einen guten Weg und wir dürfen weiter wandern.
Es hat übrigens den ganzen Tag nicht geregnet…